Taka Taka Müll-Safari

27. April 2019– der letzte Tag in Ostafrika.  Kwaheri Kenia- heute Nacht soll uns ein Jumbo weitertragen. Noch stehen wir knietief im Müll, tief beeindruckt von der Initiative eines jungen Philosophen. Philip Paffenholz gründete 2011 das Sozialunternehmen Taka Taka Solution Ltd, um den Kampf mit Nairobis drängendem Umweltproblem aufzunehmen.

Wie baut man eine städtische Müllentsorgung auf ohne die Stadt?“, formuliert der Unternehmer zugespitzt die Herausforderung. Bislang mangele es an kommunalen Konzepten für die Abfallwirtschaft in der 4 Millionen Stadt. Im Großraum Nairobi fallen geschätzt 4000 t Müll täglich an, der auf Swahili Taka Taka heißt.

Seit China Ende 2017 die Entsorgung des Mülls aus anderen Ländern stoppte, ist weltweit eine rege Debatte über das zum Himmel stinkende Thema entbrannt. Auch in Kenias Presse wird öffentlich diskutiert: Warum schafft es das Land bislang nur, 5% des anfallenden Mülls fachgerecht zu entsorgen? Hat das konsequente Verbot von Plastiktüten seit 2018 lediglich Symbolfunktion?

75 Mitarbeiter_innen sind zurzeit bei Taka Taka Solution beschäftigt. Im Rahmen einer 48 Stunden Woche wird der angelieferte Müll per Hand sortiert. 1 bis 2 Monate dauert die Einarbeitung der Mitarbeiter_innen, die nach 40 Kategorien trennen.

Phillip räumt, ein, dass die händische Vorsortierung schmutzbelastet, zeitaufwendig und fehleranfällig ist. Er zeigt uns ein erstes Sortierband, das in der kommenden Woche in Betrieb genommen werden soll. „Maschinen bestelle ich häufig in China, sie kosten in Deutschland ein Vielfaches mehr. Zudem ließen mich die Behörden acht Monate auf einen Stromanschluss warten, zuvor hätte ich die Sortieranlage nicht anschließen können.“

Während der Betriebsführung absolviert die blaue Murmel einen Crashkurs zum Müllgeschäft. „In Nairobi wird nur etwa 50 % des Mülls abgeholt. Die ausschließlich privaten Unternehmen fahren Wohnviertel der Mittel- und Oberschicht an. In Nairobi gibt es keine Mülldeponien, sondern ausschließlich Müllhalden nahe den Armenvierteln an der Peripherie. Die Stadt wächst rasant, die Transportwege verlängern sich. Umweltbewusstsein fehlt. Oft wissen die Menschen sich nicht anders zu helfen. Sie verbrennen oder verbuddeln ihren Abfall.

Phillip weiß, dass Taka Taka Solution mittelfristig effektiver Müll entsorgen und weiterverarbeiten muss, um gravierende Umweltschäden zu minimieren und betriebswirtschaftlich zu bestehen. Eine Recyclinganlage für Kunststoff wird in Kürze installiert.

Schon jetzt kaufen wir Abfall an städtischen Müllhalden auf. Mit einigen Hotels und öffentlichen Behörden schlossen wir bereits Verträge, damit sie den Müll vor der Abholung trennen. Der organische Müll beträgt um 65 Prozent in Kenia. Das erschwert das Recycling aufgrund der hohen Verschmutzung.

Hinter der Fabrikhalle wird Kompost gelagert, ein Endprodukt aus dem organischen Abfall. Der Verkauf der hochwertigen Erde erwies sich bislang als schwierig. „Viele Kleinbauern glaubten, es handele sich um Dünger. Sie hatten überzogene Erwartungen. Jetzt bewerben wir unser Produkt in größeren landwirtschaftlichen Betrieben.

Neben dem Kompost produziert Taka Taka Solution mittlerweile Bau- und Dämmstoffe, indem Leichtplastik, Styropor, Tetrapak und Textilien gepresst werden. Altglas wird zu Sand zerrieben.

Aktuell diskutiert das Parlament ein Kreislaufwirtschaftsgesetz. Die Befürchtung: Trotz vieler fortschrittlicher Gesetze im demokratischen Land Kenia verhindert die Korruption deren konsequente Umsetzung. Dabei stinkt das Thema Müll aufgrund der Massen, die anfallen und nicht entsorgt werden, zu sehr zum Himmel, als dass es weiter unter den Teppich bzw. unter der Erde entsorgt werden könnte.

Weiterlesen?

https://www.myclimate.org/de/informieren/klimaschutzprojekte/detail-klimaschutzprojekte/kenya-abfallmanagement-7190-1/
(aufgerufen am 04.05.2019)

Was das Plastiktütenverbot in Kenia bewiirkt, Tagesschau 28.05.2018
https://www.tagesschau.de/ausland/kenia-muell-101.html
(aufgerufen am 04.04.2019)

Der Müll in Kenias Slum Kibera soll weg tagesschau 05.06.2018
https://www.tagesschau.de/ausland/umwelt-muell-kenia-101.html (aufgerufen am 04.05.2019)

http://takatakasolutions.com/ (aufgerufen am 05.05.2019)

https://www.siemens-stiftung.org/de/projekte/takataka-solutions/ (aufgerufen am 04.05.2019)

Nanis Wunderland

Bereits in Deutschland hörten wir von der Glaswerkstatt. Wir wurden nicht enttäuscht, als wir uns an einem schwülheißen Aprilnachmittag nach Kitengela aufmachten. Der Stadtteil im Süden Nairobis grenzt unmittelbar an die ausgedörrte Savanne des Nairobi Nationalparks. Die große Regenzeit 2019 setzt ihren Generalstreik fort.

Im Garten überraschen extravagante Figuren. Bunte Treppen, Mosaiken, Wandbilder und Kunstfiguren erinnern an Gaudi. Das Wilde gehört zum Konzept. Vís -a-vís des Nationalparks sprühen überbordende Kreativität und Energie. Kunsthandwerker_innen werkeln in den verwinkelten Nischen des 14 ha großen Areals. Neugierige Affen beäugen das Geschehen von den Bäumen herab.

In der Glasschneidewerkstatt stellen kenianische Mitarbeiter_innen z. B. gläserne Fassaden für Hotels, Kirchen und, Institute und private Auftraggeber_innen her. Im Ausstellungsraum lassen bunte Schalen, Gläser, Lampen, Perlen, Bilder und Skulpturen über das schillernde Kunsthandwerk staunen.

Nani Croce ist Tochter des berühmten Künstlers HAP Grieshaber. Als Biologin und ehemalige Mitarbeiterin des Verhaltensforschers Konrad Lorenz kam sie vor 40 Jahren nach Kenia. Während unseres Besuches in Nairobi lassen die Gänse kaum von Nanis Rockzipfel. Trotzdem schafft sie es, neben 2 Kamelen, Ziegen, Schweinen, Affen, Vögeln, einem Papagei, Gänsen und einem friedlichen Rudel Hunde ihrer künstlerischen Fantasie freien Lauf zu lassen. Beglückend, wenn Menschen querdenken und sich engagiert der Kunst und nachhaltiger Stadtteilentwicklung widmen.

Nur vom Kunsthandwerk könnte sich das Projekt mit 50 Angestellten nicht tragen“, erklärt  Nani,  während sie den 38 Jahre alten Papagei zärtlich füttert. Darum wurde ein kleines Hotel integriert. Wer im Gästehaus logiert, sollte Tiere mögen und gut zu Fuß sein.

Des Weiteren setzt sich Nani zusammen mit ihrem Mann Eric für zahlreiche soziale und ökologische Projekte ein, um die Lebensbedingungen der Menschen zu verbessern. Ein Figurentheater sensibilisiert für die HIV- Prävention. Eine anthroposophische Grundschule für 300 Kinder wurde in unmittelbarer Nachbarschaft gegründet. Die Kinder zahlen kein Schulgeld- die meisten kommen aus ärmeren Familien. „Wollt Ihr nicht eine Patenschaft übernehmen?“- fragt Nani uns direkt.

Sohn Anselm betreibt nebenan die einzige Glasbläserei Kenias.

Die Manufaktur garantiert zurzeit 11 qualifizierten Mitarbeitern einen Arbeitsplatz, die Vasen, Teller, Schüsseln und Gläser produzieren. Die Nachfrage nach den handgefertigten Recyclingprodukten ist im In- und Ausland groß.

 

Vor dem Eingang stehen Altglascontainer. Sowieso: Anselm und Nani verwandeln scheinbaren Abfall in bezaubernde (Gebrauchs)Kunst.

Dem Himmel sei Dank. Während unseres Besuchs setzt endlich der seit Monaten ersehnte Regen ein.


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Unbedingt weiterlesen!!!!!

https://www.fr.de/rhein-main/goethe-institut-org27094/glasengel-kitengela-11534609.html

https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.hap-grieshabers-tochter-frei-aufgewachsen-und-frei-geblieben.a5c8322e-1d50-475c-b318-69b989d5bcbf.html

http://www.kitengelaglasart.com

Bildergalerie

 

Kunst auf dem roten Hügel

Schon gehört? Oder gar gesehen und nachgespürt? Abushariaa Ahmed, Annabelle Wanjiku, Justus Kyalo, E.S. Tingatinga, Stephen Kasumba, Souad Abdelrasoul?
Zahlreiche zeitgenössische Künstler_innen haben seit 10 Jahren Gelegenheit, in der Red Hill Art Gallery am Stadtrand Nairobis ihre Werke auszustellen und zu verkaufen.

http://www.redhillartgallery.com/

Die Gemälde und Skulpturen stammen von renommierten wie noch unbekannten talentierten Maler- und Bildhauer_innen, die gefördert werden. Viermal jährlich findet eine Vernissage statt. Eingeladen sind Kulturschaffende, die regional verwurzelt sind und ihren Lebensmittelpunkt z. B. in Ägypten, Sudan, Zimbabwe, Tansania und oder Kenia haben.

Immer wieder fasziniert die Universalität in den bildenden Künsten, die Vergleichbarkeit der Motive, Stile und Themen. Feststellbar ist, dass afrikanische Künstler_innen ohne jedwede Berührung mit europäischen Kunstrichtungen ähnliche Werke hervorbringen, aus eigner Intuition heraus“, urteilt Hellmuth Rössler, der seit mehr als 3 Dekaden intensive Kontakte zur Kunstszene auf dem afrikanischen Kontinent unterhält. Gemeinsam mit seiner Partnerin Erica Musch wurde die Galerie als Non-Profit- Betrieb gegründet. Die Einnahmen werden zur Kulturförderung reinvestiert.

Das Gespür für Talente beeindruckt. Während inspirierender Führungen entdecken Besuchende die Entwicklungen und Sehnsüchte der Künstler_innen, geduldig unterstützt durch Erläuterungen des kunstverständigen Galeristentandems.


Ein Winkelbungalow im weitläufigen Gartengelände lädt Kunstbeflissene ein. In der Ferne bleibt die Skyline Nairobis erkennbar. Kecke Webervögel nutzen die Gebrauchskunst im Areal als Vogeltränke. Die Red Hill Art Gallery entwickelte sich zu einem sozialen und kulturellen Begegnungsort auf dem Land.

Ostersonntag 2019. Souad Abdelrasoul, eine Malerin aus Kairo klopft an. Ob sie demnächst ihre Bilder unter dem Leitmotiv Virtual Garden präsentieren könne? Souad wird begleitet von ihrem Mann Salah Elmur  und einem Freund. Beide sind gleichfalls Maler mit Wurzeln in Sudan. Zwischen farbenfrohen Bildern debattitert die morgendliche Runde aufgeregt über den arabischen Frühling, der auferstanden scheint.

Mitte April  wurde nach 30 Jahren Militärherrschaft der Diktator Bashar  gestürzt. Eine starke und vor allem die weibliche Zivilgesellschaft demonstriert in  Sudan auf den Straßen.
Fernsehjournalisten und Youtube- Berichte dokumentieren die hohe Beteiligung der Frauen. Die Ägypterin schüttelt eher skeptisch den Kopf, während die Sudaner vom  Demokratisierungsprozess hoffnungsfroh schwärmen. Die blaue Murmel verfolgt die Debatte mit Staunen und will sich unbedingt näher mit dem Land  befassen. Dazwischen bleibt Raum, die Gemälde zu betrachten. „Frida Kairo“- unser Wortspiel freut Souad.

Tags darauf tummeln sich plötzlich 25 Kinder im Garten der Galerie.

Maler Simon Murithi bietet Kindern aus den Slums zweimal wöchentlich Kunstunterricht an, der an staatlichen Schulen fehlt. Talente entwickeln, das Selbstwertgefühl der Kinder zu stärken, Auswege aus der Armut aufzuzeigen hat sich u.a. die Nichtregierungsorganisation  G-Thamini zum Ziel gesetzt, die künstlerische und sportliche Angebote finanziert. Zum gewiss für die Kinder nicht alltäglichen Besuch in einer Kunstgalerie brachten sie Neugierde mit- und auch erste eigene Werke, die im Ferienworkshop erarbeitet wurden und von den Kindern zunächst etwas schüchtern, zunehmend selbstbewusster kommentiert werden. Ihre Wunschberufe: Fußballprofi, Architekt und Maler.

Simon, he is a good teacher. He has a lot of patience and he likes kids“, sagt ein Junge.
Bleiben die Kinder sich selbst überlassen, geraten sie schnell in den Strudel. Der Konsum von Marihuana und Alkohol ist verbreitet ebenso wie kriminelles Bandentum“, flüstern uns die  pädagogische Betreuer Noor und Francis im Nebengespräch zu.

Die Red Hill Galerie genießt sichtlich den Besuch der jungen Träumer_innen. „Culture is a basic need“, – eine Grundphilosophie von Hellmuth und Erica, die eben nicht nur betuchte Käufer_innen, Kunstkritiker_innen, Journalist_innen und viele beeindruckende Künstler_innen des Kontinents empfangen.

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An der Grenze

Von oben der Schock: Eine durstige Savanne inmitten der kalendarischen Regenzeit rund um Kenias Hauptstadt. Im letzten halben Jahr fielen nur wenige Tropfen. Es hätte längst regnen müssen, eine Flugstunde vom üppig grünen Ruanda entfernt. Die katastrophalen Dürren der letzten Jahre scheinen sich in Ostafrika zu wiederholen.

Die blaue Murmel landet am 20. April in Nairobi. Menschen in weißen Kitteln umlagern die Gangway. Im Flugzeug füllten wir fieberfrei die Selbstauskunft aus. Keine Symptome von Ebola. Im Kongo wurden seit August 2018 über 1200 Fälle gemeldet, ohne dass sich der Virus bislang in den Nachbarländern verbreitet hat. Vorsichtshalber misst eine Wärmebildkamera die Körpertemperatur der ankommenden Passagiere.

40 Euro kostet ein Visum, gültig für maximal vier Wochen. Nach 8 -monatiger Weltreise und über 75 unterschiedlichen Schlafplätzen wollen wir im Mai zurück in Deutschland sein, dankbar für wunderbare Begegnungen und nachdenklich, was den Zustand der Murmel betrifft.

In Nairobi besuchen wir einen alten Freund. Hellmuth lernten wir vor 30 Jahren als Mitarbeiter des UNHCR in Mogadishu kennen. Vom Flughafen braucht es eine Stunde in den nordwestlichen County Kiambu. Die Smogglocke über der Megacity verschwindet im Rückspiegel, je näher wir den Red Hills kommen.

Bypass heißen teils noch im Bau befindliche Umgehungsstraßen, angelegt als zweispurige Stadtautobahnen. Dem totalen Kollaps wird in der 4 -Millionen- Stadt wenig vorgebeugt. Stadtaus- und einwärts rollen überwiegend PKWs und Lastkraftwagen durch den Linksverkehr. Überfüllte Kleinbusse, Matatus genannt zwängen sich wagemutig auf die unbefestigten Seitenstreifen, Eselskarren und die wenigen Fahrräder umschlingernd. Zwar ist der überfällige Ausbau eigener Bustrassen in der Planung, doch aufgrund enger Straßen schwierig zu bewerkstelligen. Die Korruption im Land gilt als weiteres Nadelöhr einer nachhaltigen Stadtplanung.

Als u.a. der Stadtwald Karura Forest, eine grüne Lunge Nairobis vor der Bebauung gerettet werden konnte, erhielt 2004 Wangari Maathai den Friedensnobelpreis für das Green Belt Mouvement, ihren engagierten Einsatz für Wiederaufforstungsprogramme. Längst bräuchte es Preise für alle, die die blaue Murmel von Einwegplastik befreien. Petflaschen pflastern gnadenlos auch Kenias Landschaften.

Auf der zweispurigen Ausfahrtsstraße fliegen wir an Kibare Slum vorbei, eines der größten Armenviertel des Kontinents, gebaut aus Pappe und Wellblech. Von geschätzt 45 Millionen Kenianern leben über ein Drittel unterhalb der Armutsgrenze- obgleich das Land stete Wachstumsraten von über 5 Prozent aufweist und sich ein wachsender Mittelstand herausbildet.

Jährlich drängen 800.000 Jugendliche auf den kenianischen Arbeitsmarkt, teils ohne ausreichende Qualifikationen, teils mit Universitätsabschlüssen, die von der Wirtschaft nicht anerkannt sind. Offiziell zählt man eine Jugendarbeitslosigkeit von 20 Prozent, die Dunkelziffer liegt in der stärksten Volkswirtschaft Ostafrikas gewiss höher.

Und ach- Kenia hat sich dramatisch verschuldet. Für Bildung- und Gesundheit fehlen Gelder, die in gigantische Großprojekte gesteckt wurden, z. B. in den Bau eines Kohlekraftwerks auf Lamu, Hafenanlagen, die im Bau befindliche Eisenbahnlinie zwischen Mombasa und Kampala, die Millionen verschlang und droht, als halbe Bauruine zu enden und für den Warenverkehr zwischen dem Indischen Ozean und Ostafrika nicht ausgelastet zu werden.

In direkter Nachbarschaft treffen Bretterbuden auf luxuriöse Shoppingmalls und halbfertige Neubausiedlungen für Kenias aufstrebende Mittelklasse aufeinander. Durch Schranken gesicherte Gated Communities mit eigenem Wachpersonal sollen den Bürger_innen besserer Viertel ein Gefühl von Sicherheit vermitteln. Provisorische Marktstände zeugen vom alltäglichen Kampf um Einkünfte.

Schulpflicht in Kenia Hin oder Her- selbst Grundschüler schicke man nachhause, wenn sie das Geld für die Schuluniformen oder Unterrichtsmaterialien nicht aufbrächten.

Dass politische Parteien sich in Kenias Demokratie über ethnische Gemeinsamkeiten definieren, bleibt Westeuropäer_innen schwer verständlich. Kenyatta versus Odinka. Kikuyo oder Luo? Nach gewaltsamen Auseinandersetzungen wurde das Wahlergebnis 2017 annulliert. Bei der erneuten Wiederwahl bestätigte sich der amtierende Kenyatta. Für viele Luo schien Odinka der Bessere.

Warum fragen wir? Odinka sei „nicht korrupt“, meint unser Fahrer auf dem Weg zu unseren Gastgebern. Auf Druck hin gaben sich beide Kandidaten zunächst wieder versöhnlich die Hand.

Wie viel Macht hat der Präsident? Hat die förderale Verfassungsrefom von 2010 die Demokratie gestärkt?

Seit die 47 Countys, also die Verwaltungsdistrikte einen eigenen Haushalt verwalten, hat die Korruption eher zugenommen. Doch politische Entscheidungen beziehen die Menschen jetzt mehr ein. Sie können die Gouverneure abwählen.“

Die Pressefreiheit ist gewährt. Die Zeitungen berichten frei über die skandalösen Machenschaften. Am Ende passiert nichts. Die Straffreiheit fördert das Demokratiedefizit. Die Justiz hinkt. Es mangelt an Moral, die Regeln einzuhalten. Wer das Gesetz übertritt, versteht es, sich bei den schlecht bezahlten Polizisten und Richtern freizukaufen“, klagen die kritischen Köpfe im Land.

Das Auto nähert sich Red Hill. Trotz der Dürre führen die Bäche überraschenderweise noch Wasser, hohe Bäume spenden Schatten. Bauern bewirtschaften die Felder für den Eigenbedarf. Ein kleiner Garten Eden im Nordwesten, anders als die trockene Savanne am Südrand der Hauptstadt. Die Region Limuru galt von jeher als wasserreich.

Weite Teefelder erstrecken sich über die Hügel. Die britischen Kolonialherren brachten die Pflanze aus Indien mit. Kenia ist heute der weltweit größte Teeexporteur. Ein grüner Pelz auf roter Erde- bitter schmecken die Berichte über Pestizideinsätze, Atemwegs-und Hauterkrankungen.
Pro Kilo erhalten die Pflücker_innen 20 Cent, die die Arbeitsplätze mangels Alternativen annehmen.

Zudem entdeckten Blumenfarmer aufgrund der guten klimatischen Bedingungen den Nordwesten Kenias. Jede dritte Importblume in Deutschland wird in Kenia gezüchtet, das neben Äthiopien, Kolumbien und Ecuador den europäischen Markt bedient.

Für die großen Farmen wird Wasser umgeleitet. Das Fischsterben im Lake Naivasha soll nachgelassen haben, seitdem deutsche Entwicklungsexpert_innen der GiZ den Einsatz von Pestiziden verringerten. Während uns das Weltwissen über die Blumenzüchtung im globalen Süden deprimiert und welk aussehen lässt, kommen uns am Abzweig der Limuru Road fröhliche junge Frauen singend entgegen. „Habari Muzungu“, winken sie uns lachend zu. Möglicherweise reguliert sich am Red Hill das Wasserproblem, indem die privaten Betreiber der Blumenfarmen lediglich Setzlinge für den Export züchten.

Es gibt noch viel zu entdecken und zu bemurmeln.

Ein kunstvoll verziertes Tor öffnet sich, als der Fahrer am Red Hill hupt. Drei große Hunde springen uns bellend entgegen. Karibu willkommen. Hellmuth und Erica schenken uns alle Zeit für landeskundliche Einblicke ins Kenia heute. Zwei Unruheständler_innen, die sich mit 67 plus als Kunstförderer in Kenia niederließen. Vorausging ein langes Arbeitsleben an Brennpunkten der Entwicklungszusammenarbeit.

Begeistert verschwindet Ebi im Zeitungskorb mit den gesammelten Ausgaben der Tageszeitung Daily Nation.

Neue Wege im Verkehr

Ruanda bewegt sich: Die Menschen sind mehrheitlich zu Fuß unterwegs- oder auf dem Zweirad. Innerstädtische Fahrradwege wurden angelegt. Auf asphaltierten Überlandstraßen in bestem Zustand finden sich breite Randstreifen für Fußgänger- und Radler_innen.

 

 

 

 

Erstaunlich, was einem Fahrrad aufgebürdet werden kann- und auch den Männern, die Lastenräder bergan durch die Hügellandschaft schieben, zuweilen unterstützt durch zupackende Helfer und freundliche Anfeuerungsrufe.

Viele junge Männer arbeiten als Fahrradtaxifahrer. Möglicherweise ziehen sie einen Job als Dienstleistler der Feldarbeit und dem Handwerk vor. Die registrierten Fahrradtaxis verfügen über Nummernschilder, bequeme Gepäckträgersitzkissen und separate Fußstützen für Mitfahrende. Die Low-Budget- Taxis scheinen bei der Kundschaft beliebt. Nebenbei- Radsport ist sehr populär.

Ganz Ruanda, nein halb Ruanda zeigt sich im Fahrradfieber. Frauen treten bisher höchst selten in die Pedale. Das irritiert angesichts der Gender Balance im Land mit der weltweit der höchsten Zahl weiblicher Parlamentsabgeordneter (61%) sowie der weiblichen Erwerbsarbeit in Männerdomänen wie dem Straßenbau.

Geordnet halten sich die Motorradtaxifahrer zumeist an die Helmpflicht für die Passagiere. Sie müssen sich bis zum Jahresende 2019 auf bargeldlosen Zahlungsverkehr umstellen. Einnahmen sind kontrollierbar, die Preise sollen für die Fahrgäste transparenter werden. In vielen Ländern könnten derartige staatliche Regularien zu Protesten führen. In Ruanda ticken die Uhren anders. Die strenge Regierungspolitik scheint von den Menschen als gerecht empfunden und akzeptiert.

Individualreisende erfreut das Minibussystem. Die Abfahrtszeiten sind verlässlich. Der Ticketverkauf an zentralen Busbahnhöfen garantiert einen Sitzplatz. Überbelegung ist verboten. Temposündern drohen hohe Bußgelder. Der Verkehr fließt auch überland stressfrei und ohne Kamikaze- Fahrer am Steuer. Zudem müssen sich alle Fahrzeuge einmal jährlich einem „TÜV“ unterziehen.

Ruandas fortschrittliche Verkehrs- und Umweltpolitik drängt auf die Reduktion des Individualverkehrs. In der Metropole Kigali mit ca. 1,2 Millionen Menschen werden der öffentliche Nahverkehr ausgebaut, Carsharingkonzepte erprobt und die Fahrradmobilität wird gefördert.

Verträge mit dem Unternehmen Bosch bereiten den Einsatz von Elektrobussen vor. Noch stoßen zuweilen  vor allem  Lastwagen schwarze Rußwolken aus.

Während des monatlichen „Car free day“ in Kigali sind zentrale Straßen für den Autoverkehr gesperrt. Radler und Läufer toben sich aus. Nebenbei werden Gesundheitschecks angeboten, von der Blutdruckmessung bis zum freiwilligen HIV-Test. Der von vielen verehrte Staatspräsident Paul Kagame beteiligt sich in Laufschuhen und bewirbt den Umstieg aktiv.

Künftig soll ausschließlich der Import von Neuwagen möglich sein. Denn die Einfuhr alter Gebrauchtwagen erweist sich aufgrund technischer Mängel und der hohen Schadstoffbelastung als stetes Ärgernis. Um es mit Präsident Kagame zu formulieren „Afrika darf keine Resterampe für Gebrauchtwagen aus aller Welt sein.“

Im Sommer 2018 eröffnete die Volkswagen AG ein Montagewerk für den Polo in Kigali. Jährlich sollen zwischen 5000 und 10 000 Autos an Firmen und Privatkunden verkauft werden. Ein Win-Win- Projekt? VW sucht einen Zugang zum afrikanischen Markt und zeigt sich als Transportunternehmen mit eigener Flotte. 150 Taxen für die Regierung sowie 250 App-unterstützte bargeldlose Carsharing -Fahrzeuge gehen an den Start.

Ruandische Wertarbeit In: taz 30.06.2018
http://www.taz.de/!5513939/  (aufgerufen am 20.04.2019)

Das ehrgeizige Ziel: Ein Agrarland entwickelt stetig seinen Dienstleistungssektors. Die konstant hohen Wachstumsraten der letzten Jahre mit über 7% stimmen optimistisch. Ausländische Investoren lockt die Steuerbefreiung, z. B. in Ruandas Sonderwirtschaftszonen.

Ein Land mit vielen Gesichtern- die Dynamik ist unverkennbar. Die   Umweltpolitik scheint vorbildlich, angefangen vom Verbot der Plastiktüte. Trotz der Stadt-Land- Gegensätze und der herausfordernden Armutsbekämpfung gelingt es, ökologische Ziele konsequent umzusetzen.

Kulturpunkte in Kigali

Beim ersten Rundgang durch Kigali stoßen wir binnen einer Stunde auf eine vitale Kulturszene. In kurzer Distanz befinden sich Galerien mit experimenteller Kunst, teil mit Objekten aus Recyclingmaterial.

Die Niyo Arts Gallery macht mit einer grellbunten Außenfassade auf sich aufmerksam.

Die Galerie bietet jungen Künstler_innen Ausstellungsräume, die aktuell von 11 Künstler_innen genutzt werden. Farbenfreude durchzieht alle Bilder.

Emanuelle führt uns durch die Galerie.
Das Besondere unserer Initiative ist, dass 40 % der Erlöse Kindern aus armen Familien zukommen. Finanziert werden z. B. Schulmaterialien für Straßenkinder. Zudem erhalten die Kinder kulturelle Angebote, u.a.Tanz- und Trommelworkshops.

Ich trainiere z. B. ehrenamtlich eine Fußballmannschaft von Kindern aus einem ärmeren Stadtviertel. Fußball ist in Ruanda sehr populär.
Mittlerweile ist unsere Stiftung durch unsere Homepage und die zentrale Lage in Kigali bekannt. Wir bekommen viel Zuspruch von Besucher_innen aus dem In- und Ausland, aber auch von offizieller Seite.
Schade, ich hätte Sie gerne heute Abend zu einem Trommelkurs eingeladen. Aufgrund der Gedenkfeiern zum Genozid finden diese Woche keine Aktivitäten für die Kinder statt. Kommen Sie vorbei, wenn Sie das nächste Mal in Kigali sind.“

 

 

 

 

Schon zweihundert Meter weiter stehen wir vor der Kigali Public Library, der vor wenigen Jahren eröffneten öffentlichen Stadtbibliothek.

Die futuristische Architektur und lichtdurchflutete Räume laden zur Lektüre der umfangreichen Büchersammlung ein. Wissenschaftler_innen, Student_innen und Schüler_innen nutzen die Räumlichkeiten sowie die Computerarbeitsplätze häufig.
Wir sinken in das gemütliche Sofa und studieren, was die ausliegenden englischsprachigen Tageszeitungen berichten.

Weiterlesen?

https://www.deutschlandfunkkultur.de/ruandas-junge-kunstszene-leuchtende-landschaften-und-viel.979.de.html?dram:art
(aufgerufen am 16.04.2019)

https://www.deutschlandfunkkultur.de/ruandas-junge-kunstszene-leuchtende-landschaften-und-viel.979.de.html?dram:article_id=297171
(aufgerufen am 16.04.2019)

http://verein-ruehrwerk.ch/2017/07/26/kuenstler-aus-kigali-artists-from-kigali/
(aufgerufen am 16.04.2019)

http://www.niyofoundation.org

Kivu-See mit Wanderschuh

Entlang des Kivu-Sees im Westen Ruandas verläuft über 227 km ein gut ausgebauter und landschaftlich beeindruckender Wander- und Radweg, der Kongo- Nil- Trail. Wanderer benötigen  mindestens 10 Tage von Nord nach Süd. Flexible Aus- und Einstiege sind jederzeit möglich. Herbergen bieten unterwegs Übernachtungsmöglichkeiten an.

Kurz vor unserer Abreise aus Ruanda bleibt uns Zeit für eine Tageswanderung. Wir starten am Nordostufer in Gisenyi.

Der Kivu-See, fünfmal größer als der Bodensee breitet sich wie ein glitzernder Ozean vor uns aus.

Die Idylle mag trügen. Aufgrund seines hohen Methan- und Kohlendioxidgehaltes gilt der See als hochexplosiv. Um dem gefährlichen Austritt der Gase während eines Erdbebens oder Vulkanausbruchs zuvorzukommen, schöpft das Land mittlerweile Methan ab, um es in elektrische Energie umzuwandeln.
Vision 2020– landesweit ist die Stromversorgung zu sichern. Erste Gasplattformen sind bereits in Betrieb, weitere geplant. Ruanda betritt mit dem weltweit einmaligen Projekt technologisches und wissenschaftliches Neuland. Einher geht die Schaffung von Arbeitsplätzen. Das Gas bietet zudem eine Alternative zur waldzerstörerischen Holzkohle, die aus ökonomischen Gründen wie aus Gewohnheit in den Haushalten allzuoft zum Einsatz kommt.

Am Seeufer herrscht am 16. April reges Markttreiben.

Fährschiffe aus dem Nachbarstaat Kongo haben angelegt. Bauern bieten ihre Überschussprodukte an. Kleider können erworben, Schuhe repariert, Handys aufgeladen und kleine Tauschgeschäfte abgeschlossen werden. Textilien, Schuhe und Sprit seien im Kongo günstiger, hören wir. Die Ware liegt in kleinen Buden, zumeist aber auf dem Boden aus.

Der achtzehnjährige Felix schließt sich uns an. Er besucht eine Fachschule für Wirtschaft und möchte mit uns seine bereits guten Englischkenntnisse verbessern. Er habe schulfrei. Seine Mutter sei an Krebs gestorben. Von daher kümmere sich die 94-jährige Großmutter um die kleinen Geschwister.
Wie viele Großmütter Afrikas erziehen die  übernächste Generation.. Hoffentlich lernen wir Felix´ Großmutter persönlich kennen.
Felix übt mit uns Kinayruanda, zugleich erfahren wir, was Menschen in Gisenyi nahe der Grenze zum Kongo bewegt, z. B. der Zuzug der Geflüchteten aus Kongo und Burundi, landesweit ca. 100.000. Sie haben Zugang zum Arbeitsmarkt und erhalten eine medizinische Grundversorgung. Zugleich befürchten manche Ruander  Konkurrenz um  die Erwerbsmöglichkeiten. „Hört ihr, die Frauen dort drüben sprechen das Swahili aus dem Kongo, die Grenze ist offen. Viele kommen tagsüber, um Handel zu treiben.“

Ruanda ist ein durch Landwirtschaft geprägtes Land. 75 % der Menschen leben von der Subsistenzwirtschaft. Im Durchschnitt können sie weniger als 1 Hektar Land bearbeiten. Terrassierte grüne Hänge und stark parzellierte Anbauflächen fallen auf. Die Menschen nutzen einfachste Werkzeuge. Auch arbeiten sie teils mit bloßen Händen in stark gebeugter Haltung. Für den Ausbau der Tierzucht fehlt ausreichendes Terrain im Ruanda mit 13 Millionen Einwohner_innen.

Zwar fällt im Nordwesten Ruandas ausreichend Regen. Nahe der Vulkanregion sind die Böden fruchtbar, dennoch durch die dichte Besiedlung sehr knapp bemessen. Die Menschen nutzen jeden Quadratmeter zum Anbau von Mais, Bohnen, Kartoffeln, Tomaten, Karotten, Grünkohl, Weißkohl, Zwiebeln, Kaffee oder Kassawa. Wichtiges Anbauprodukt für den inländischen Konsum sind Bananen, die uns auf überladenen Fahrrädern entgegenrollen.

Neben dem Einsatz von Motorradtaxis, seltenen Kleinlastern und gehäuft Fahrrädern transportieren die Menschen vieles auf dem Kopf: Wasserkanister, Nähmaschinen, Baumaterialien, Brennholz, Tierfutter, kiloweise Früchte.

Viele Kinder Ruandas arbeiten hart, sie schleppen und hacken, mal mit und mal ohne Flipflops an den Füßen. Wenn nach Ostern die Schule beginnt, mag sich das Straßenbild ändern. Trotz allem ökonomischen Aufwind Ruandas mit 7 Prozent Wachstum, einer Krankenversicherung für alle und
Sozialprogrammen- die Armutsbekämpfung hat einen langen – weiteren- Weg vor sich. Noch beträgt die Kindersterblichkeit  37  von 1000 (2017) in den ersten 5 Lebensjahren. Sie hat sich in den letzten 10 Jahren immerhin halbiert!  Die dramatische Quote der HIV- Infizierten von 10 Prozent (2004)  der Bevölkerung  als Spätfolge der Vergewaltigungen während des Genozids sank aufgrund intensiver Aufklärungs- und Beratungsangebote und medizinischer Maßnahmen auf 2,9 Prozent (2018).

Unterwegs winken uns überall Menschen freundlich zu. Begrüßungsformeln auf Kinyaruanda helfen bei der Kontaktaufnahme. Insbesondere die Kinder sind neugierig auf die „Mzungus“ und umschwirren uns kichernd. Den bescheidenen Lebensverhältnissen zum Trotz wird viel gelacht.

Der Weg führt an einer Landwirtschaftsschule vorbei. Während der Ferien kann uns der Lehrer nur die Räumlichkeiten zeigen. „Die rund 60 Schüler kommen aus der Region. Wer lesen und schreiben kann, darf die Schule besuchen. Die Ausbildung dauert sechs Monate. Wir fördern Kenntnisse im Bereich der Landwirtschaft. Alle suchen Arbeit. Unsere Schüler sollen in der Lage sein, einen eigenen Betrieb zu eröffnen, z. B. Hühner zu züchten.“ Gelegentlich erhält die Schule finanzielle Unterstützung durch eine belgische Nichtregierungsorganisation. 4 Computer stehen im Klassenraum, der ansonsten schlicht mit einer Tafel und Stühlen ausgestattet  ist. Angrenzend befinden sich ein sorgfältig gepflegter Nutzgarten und kleine Ställe.
In Holzbooten entdecken wir Fischer mit einfachsten Angeln und Netzen.

Wichtige Abnehmer sind die Hotels und Restaurants, die wie Pilze aus dem Boden sprießen und zugleich in mühsamer Arbeit errichtet werden. Immer wieder treffen wir auf Menschen, die monoton Steine zerklopfen, um Baumaterialien zu produzieren.

Ruanda setzt auf Tourismus, um sich neben den Nachbarstaaten Uganda und Tansania zu positionieren. Ob diese ehrgeizige Strategie angesichts der begrenzten Fläche und Naturparks mittelfristig aufgeht?

Von den wunderschönen Landschaften, den freundlichen Menschen, den hervorragenden Sänger_innen und einem spannenden Entwicklungsmodell konnten wir uns überzeugen. Ausländische Tourist_innen fühlen sich vollkommen sicher im Land.
Gerne kommen wir wieder- auch um außerhalb der großen Regenzeit den Kongo-Nil- Trail zu erwandern.
Gerade braut sich das alltägliche Nachmittagsgewitter zusammen. Das Tablet schalten wir aus und flüchten in unser bislang regensicheres Zelt. Murabeho! 

Engagierte Schwestern

Eine Messerklinge blitzt in der blendend grellen Morgensonne auf. Die khakifarbene Kleidung entpuppt sich auf den zweiten Blick als Ordenstracht. Sister Anastasi kommt uns am Hang oberhalb des Kivusees entgegen. „Makoro“ winkt sie uns freundlich zu und wedelt mit einem Grasbüschel. Auf dem Rückweg von der Feldarbeit nimmt sie sich Zeit für uns Muzungus.

Vögel zwitschern, aus dem Tal dringt vielstimmige Chormusik aus einer Gedenkmesse unter freiem Himmel. Kinder huschen kichernd vorbei. Nahtlos schmiegen sich die Hügel des Kongo an Ruanda an. Unglaublich, dass die friedvolle Landschaft vor Kurzem noch Schauplatz eines Völkermordes und der Kongokriege war.

Sister Anastasi gehört dem belgischen Frauenorden Ste Marie an, der seit 1959 in Ruanda tätig ist. In Karongi leben derzeit 7 Ordensschwestern. Sie unterhalten ein Internat mit 400 Sekundarschülerinnen und eine kleine Gesundheitsstation. Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt liegt auf der Sozialarbeit für Arme und die Begleitung der Genozidopfer.

Schnell kommt Anastasi auf ihre Reise nach Rheinland-Pfalz zu sprechen. Das Bistums lud sie 2004 ein. „Für mich war es eine wunderbare Erfahrung mit wunderbaren Menschen.“ Insbesondere blieb der Aufenthalt in der Hasslocher Gastfamilie haften. So pflegt sie eine intensive Freundschaft mit evangelischen Christen, die das caritative Engagement des Ordens unterstützen.

Anastasi ist Opfer des Genozides, der nahe des Kivu-See besonders heftig wütete. Innerhalb von 3 Monaten wurden 1994 ca. 90 % der in der Region lebenden 200.000 Tutsi ermordet. „Ich habe alle meine 12 Geschwister verloren. Ich habe noch ganz tief in meinem Herzen Hass, aber ich lasse ihn nicht zu. Zu vergeben und alles dafür zu tun, dass es sich nicht wiederholt, sehe ich als meine Aufgabe. Wäre ich nicht damals bereits Ordensschwester gewesen, hätte mich nichts zum Beitritt einer christlichen Organisation bewogen“, verweist sie auf die unrühmliche Rolle der Kirchen während des Völkermordes.

Für ist mich ist das Versagen der Kirchen ein äußerst schmerzhaftes Kapitel. Pastoren unterstützten den Völkermord aktiv. Hier in Karongi gab es einen Pfarrer der 7-Tage-Adventisten. Später wurde er vor dem Völkermordtribunal in Arusha (Tansania) zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt. Aber wir dürfen nicht vergessen: Es gab  Geistliche und Hutu, die sich hinter die  Verfolgten gestellt haben und ebenfalls umgebracht wurden.“

Für alle Glaubensgemeinschaften sei die Versöhnung in Ruanda eine zentrale Aufgabe. „Sehen Sie sich um. Wir sind ein ganz kleines, sehr dicht bevölkertes Land. Jeder kennt hier jeden. Wir brauchen die Versöhnung, weil die Menschen Tür an Tür leben.“

Ich freue mich, dass Sie nach Ruanda gekommen sind und an den Gedenkfeierlichkeiten zum Genozid teilnehmen. Es ist wichtig zu sehen, was hier vor 25 Jahren passiert ist. Verstehen kann man es nicht. Auch mir fällt es bis heute schwer zu verstehen, was damals geschah. Wir haben zuvor mit den Mördern eng zusammengelebt und aus dem gleichen Brunnen das Wasser geschöpft. Ich habe Jahre gebraucht, bis ich wieder Messer in Menschenhand sehen konnte, ohne mich bedroht zu fühlen. Die Zeit heilt Wunden. Und mein Engagement für die Armen hilft mir zu leben.“

Anastasi verweist auf die nahegelegene Memorialgedenkstätte der katholischen Kirche St. Jean, in der viele Tutsi umgebracht wurden. Die Gebeine der Ermordeten werden öffentlich ausgestellt. Die zentrale Inschrift der Gedenkstätte lautet „Never again“.


Beim Besuch der Kirche stoßen wir auf eine Chorprobe. Der Gesang berührt uns an diesem historischen Ort tief.

Zudem treffen wir vor der Kirche auf einen großen Trauergedenkmarsch.

Anastasi lädt uns mit einem herzlichen Lachen zum Besuch ihres Ordens ein. „Sie werden sich wundern. Wir betreiben ein kleines Hotel und ein Restaurant. Karibu- Sie sind herzlich willkommen“.

So empfängt uns am Tag darauf Sister Josephine, die mehr als 15 Jahre in Armenvierteln Brasiliens arbeitete. Spontan erzählt Josephine, dass auch ihre Familie im Genozid getötet wurde. „Nur meine kleine Schwester überlebte, weil man sie unter den Leichenbergen für tot hielt. Sie ist für mich ein Gottesgeschenk.

Bei einem Rundgang zeigen uns Josephine und Anastasi die Örtlichkeiten: Die Schule, das Wohnheim, eine Sportanlage, das Hotel mit 5 Gästezimmern, einen großen Nutzgarten, einen kleinen Stall. „Für uns ist wichtig, dass die Schülerinnen selbst  Hand anlegen. Ihre Eltern leben zumeist auch von der Landwirtschaft. Zudem sind kulturelle Angebote und Sport wichtig. Der Staat stellt die Lehrkräfte und das Curriculum. Bei den landesweiten zentralen Abschlussprüfungen schneiden wir gut ab. Übrigens, die Mädchen stammen aus allen Glaubensgemeinschaften. Wir sind für alle da.“

Die Zukunft? Für Josephine „ist wichtig, dass unser Hotel mit Restaurant wächst. Die Einnahmen benötigen wir für unsere soziale Arbeit.“ Und Anastasi, bald Ruheständlerin wünscht „ein Kloster für ältere Schwestern, die alt und pflegebedürftig sind.“

Die Frauen haben wir ins Herz geschlossen. Beim Abschied weiht uns Anastasi augenzwinkernd in ein kleines Geheimnis ein. „Wir haben ein männliches Wesen in der Ordensgemeinschaft. Einen Kater.“ „Kommt wieder“, ruft sie uns zu.

Weiterlesen?
Zur Rolle der Kirchen im Genozid und im Versöhnungsprozess

https://chrismon.evangelisch.de/artikel/2016/32341/serie-mission-ist-das-christentum-ruanda-gescheitert  
(aufgerufen am 14.04.2019)

https://chrismon.evangelisch.de/artikel/2004/mein-freund-der-moerder-569 (aufgerufen am 14.04.2019)

https://chrismon.evangelisch.de/artikel/2016/32182/empathie-und-vergebung-lernen-ruanda-den-moerdern-die-hand-geben
(aufgerufen am 14.04.2019)

http://www.accueilstemariekarongi.jimdo.com

 

Ein besonderer Tag

Auffällig ist die plötzliche Stille. Die Hauptverkehrsstraße durch Rwamagana scheint am Sonntagmorgen des 7. Aprils leergefegt. Weder Autos noch Fahrradtaxifahrer sind unterwegs und nur wenige Passanten. Schon unser Hotel wirkte ausgestorben. Aus dem Lautsprecher im liebevoll angelegten Hotelgarten erklang besinnliche Musik. Im Frühstücksraum saßen wir allein unter dem großen Flachbildschirm. Ein  Moderator kündigte die Ansprache des Präsidenten Paul Kagame an.

Der 25. Jahrestag des entsetzlichen Gemetzels nimmt in besonderem Maße Ruandas Jugend und ihr Wissen um die Geschichte in den Blick. Die erste Generation „danach“ ist erwachsen, sie gründet eigene Familien. Bildung soll schützen vor dumpfem Rassismus. Große Hoffnung steckt das Land u.a. in digitale Kommunikationsmedien, um die Menschen zu erreichen.

Der Völkermord an den Tutsi war kein spontaner Blutrausch, sondern geplant. Junge Männer wurden ausgebildet, gezielt zu töten. Ein erstes großes Massaker gegen die Tutsi-Minderheit fand bereits 1959 statt. Immer wieder waren sie Bedrohungen ausgesetzt, zur Flucht in die Nachbarländer gezwungen. In nur 100 Tagen wurden 1994 mehr als 800 000 Menschen ermordet, sowohl Tutsi als auch oppositionelle Hutu, die versuchten, ihre Familienangehörigen oder Nachbarn vor den Macheten und Äxten zu schützen. Die internationale Staatengemeinschaft versagte, die UN- Blauhelme zogen ab. Mit dem militärischen Einzug Paul Kagames in der Hauptstadt Kigali wurde der Wahnsinn beendet. Das junge Ruanda lernte miteinander leben: „Remember-unite-renew.“

Auf dem Weg zur Gedenkstätte kaufen wir Blumen und graue Schleifchen als Anstecker. 2 Muzungu, Nachfahren der ehemaligen Kolonialmacht. Zuhause erinnern Stolpersteine an den Holocaust. Im 21. Jahrhundert lebt Deutschland im Land selbst friedlich, während der viertgrößte Rüstungsexporteur unrühmlich Waffen in Konfliktregionen exportiert.

Das wirtschaftlich dynamische Ruanda gehört wie andere ehemalige deutsche Kolonien zu den Schwerpunktländern deutscher Entwicklungszusammenarbeit. Die Rolle Deutschlands vor und während des Genozids ist weiterhin ungenügend aufgearbeitet. Bündnis90/DIEGRÜNEN  fordern die Einrichtung einer Historikerkommission.

Das Portal der katholischen Kirche ist geöffnet, der Innenraum leer. Die Sonntagsmesse hätten wir verpasst, erklärt uns ein junger Mann. Alban, Jahrgang 1994 wuchs im Kongo als Sohn ruandischer Flüchtlinge auf. „Ich lebe zurzeit in Nairobi, um mein Masterstudium der Kriminologie abzuschließen. Gerade besuche ich meine Verwandtschaft in Rwamagana wegen des Gedenktages. Die Familien und Nachbarn in den Stadtteilen sitzen heute zusammen und erinnern sich. Dabei wird viel geweint. Oft kamen die Mörder von außerhalb, junge Männer wurden in Bussen bewusst in Orte gefahren, wo es keine Angehörigen gab.“

Hat die Stadt Rwamagana eine besondere Geschichte?“, wollen wir wissen. Albans Blick schweift durch die großräumige Kirche. „Auch hier suchten viele Batutsi im April Schutz und fanden den Tod.  Meine Tante war dabei. Sie überlebte.

Protestantische wie katholische Geistliche beteiligten sich am Genozid.  Alban fährt fort: „Pastoren und Pfarrer ließen sich vom Rassenwahn anstecken. Sie verstanden sich selbst als Bahutu oder Batutsi. Manche töteten mit oder lockten die Batutsi in die Falle. Man gab den Mördern den Schlüssel zur Kirche. Einige Pastoren versteckten Menschen.“

Alban, wirst du nach Abschluss des Studiums in Kenia bleiben?
Unser Gesprächspartner zuckt mit den Schultern. „In Kenia leben viele Ruander. Ich sage nicht, dass ich aus Ruanda komme, weil ich Angst vor Aggressionen habe. Ruander sind dort nicht unbedingt willkommen. Außerdem ist es in Kenia hot, dirty, dangerous. Das Klima ist deutlich heißer. Und es kann sein, du wachst auf, im Haus nebenan liegt dein Nachbar tot im Bett. Für wenig Geld wird in Nairobi getötet. In den Kongo möchte ich auch nicht zurück.
Viele Täter flohen z. B. in den Kongo vor den Strafgerichten. Dort leben sie in der Nachbarschaft zu den Opfern, die die Bedrohung fühlen.“

Mit Alban verabreden wir uns zur zentralen Veranstaltung  der Stadt am Nachmittag.  Eine Gedenkmesse findet in der katholischen Kirche statt, die dem Denkmal gegenüber liegt.

Auf dem Vorplatz der katholischen Kirche versammeln sich auffällig viele ältere Menschen, darunter Menschen auf Krücken, die Narben sind sichtbar.

Für die Jugend gab es bereits vormittags eigene Gedenkveranstaltungen.

An eine Schweigeminute schließen sich lange Vorträge an. Die Vizebürgermeisterin wie Überlebende haben das Wort. Den Übersetzungen Albans können wir aufgrund der lauten Mikrofonstimmen der Redner_innen kaum folgen.

Nach nahezu 4 Stunden verlassen wir vorzeitig das Geschehen und laufen in der Dunkelheit zurück.

Ein großes Familientreffen im Hotel  lockt uns mit wunderschöner Acapella- Musik.
Kaum stecken wir die Nase neugierig in den Saal, ermuntert man uns zum Bleiben. „Only God knows“, wie die Großmutter starb, wo sie begraben liegt. Das Porträt der Ermordeten wird gezeigt. Der älteste Bruder, in Frankreich im Exil, lud die große Familie zum 25-jährigen Gedenktag ein. Die Nachfahren und Freund_innen der Familie erinnern sich gemeinsam in kleinen Vorträgen und Gedichten. Sie singen und lachen.
Die Lebensfreude liegt im Jetzt.

 

Weiterlesen?

Kommentar zur Rolle Deutschlands angesichts des Völkermordes 
https://www.gppi.net/2019/04/04/25-jahre-nach-dem-voelkermord-in-ruanda-deutschland-hat-beim-genozid-nur-zugeschaut
(aufgerufen am 08.04.2019)

Eine Studie  zur Rolle Deutschlands während des Genozids
https://www.boell.de/de/2014/04/07/deutschland-und-der-voelkermord-ruanda (aufgerufen am 08.04.2019)

Reportage  zum düstere Kapitel der französischen Ruandapolitik- Macrons blinder Fleck
http://www.taz.de/!5583160/ (aufgerufen am 08.04.2019)

Reportage auf tagesschau.de von Sabine Bohland zum 25. Jahrestag- Es war wie das Ende der Welt
https://www.tagesschau.de/ausland/ruanda-139.html
(aufgerufen am 07.04.2019)

Eine nette Familie

 


6 prachtvolle Exemplare zeigt uns Jean-Marie. Die Tochter Rose beleuchtet mit dem Smartphone den Weg zum Hühnerstall. Wir balancieren an Schlammpfützen vorbei durch den Hof. Vor einer Stunde entlud sich der letzte Wolkenbruch.
Graue, braune gepunktete Hennen brüten. Küken gehen in den Verkauf. Unser Gastgeber drückt uns eine große Schale mit Hühnereiern in die Hand. „Sagt morgen Früh dem Koch im Hotel, dass er euch daraus Omelette zubereitet.“ Der 54-jährige spricht fließend Französisch, er wuchs im Kongo auf. Die Familie kehrte vor 20 Jahren wie viele andere nach dem Genozid aus dem Exil zurück.

Die Hühnerzucht dient Jean-Marie als Nebenerwerb wie auch das große Gartenstück. In einem Stadtviertel Rwamaganas bauen ca. 400 Anwohner großflächig gemeinsam Gemüse an. In der Fruchtfolge wechseln sich Mais und Bohnen ab. Der Mais wird in der nahegelegenen Mühle zu Mehl verarbeitet.
Weil Jean- Marie neben der Vollzeittätigkeit in einem gehobenen Mittelklassehotel keine Zeit zur Bewirtschaftung bleibt, unterstützt ein Nachbar die Familie tatkräftig gegen Entlohnung.

Fruchtbar ist die Erde nur mancherorts im grünen Hügelland Ruanda mit 12 Millionen Einwohnern. Um ein Drittel größer als Rheinland- Pfalz wird die Fläche geschätzt. Nährstoffarme, saure Böden und der Klimawandel erschweren die Versorgung. Die regionalen Unterschiede sind groß. Dennoch exportiert das rohstoffarme Ruanda neben Wolfram und Coltan auch landwirtschaftliche Produkte, Blumen, Kaffee und ausgezeichneten Tee, den wir auf dem Sofa genießen. An unserem ersten Tag in Ruanda lud uns Jean-Marie spontan zu sich nach Hause ein.

Eine trilinguale Teestunde, mit den 4 Kindern gelingt die Kommunikation auf Englisch, das bereits in der Grundschule ab der vierten Klasse in einzelnen Fächern als Unterrichtssprache fungiert. Für Mama Chantal werden die neugierigen Fragen der Muzungu auf Kinyaruanda übersetzt, als sie sich nach der Rückkehr vom Fischmarkt spätabends dazusetzt.

Was bedeutet der Gedenktag am 7. April für die Jugend Ruandas nach 25 Jahren, wollen wir wissen. Die große Tochter referiert atemlos mit uns über die  Vorgeschichte des Völkermordes, von der Besiedlung Ruandas vor Jahrhunderten an.
Während der deutschen und belgischen Kolonialpolitik bis 1962 wurden Gegensätze geschürt. Die Unterscheidung in angebliche Ethnien Bahutu und Batutsi, eine koloniale Erfindung.
Wichtiger als über die geplanten offiziellen Gedenkfeiern und unsere Beteiligungsmöglichkeiten mit uns zu sprechen, scheint für Rose die Regierungspolitik Paul Kagamas im Friedensprozess zu würdigen. Gacaca- Gerichte, Versöhnungsdörfer, die Entschädigung der Opfer wie die Rehabilitation der entlassenen Täter konnten den Frieden im Land wiederherstellen. „Wir setzen uns mit unserer Geschichte auseinander und schauen nach vorn.“

Die Gespräche oszillieren zwischen dem Jahr 1994 und den gegenwärtigen Plänen der Familie. Noch steht die Schüssel mit den Eiern auf dem Tisch. Wir sind verunsichert, ob wir die Gabe ablehnen können, ohne zu verletzten. Sensibel für unser Zögern baut Rose die Brücke.

Eine Einladung zum Abendessen am kommenden Abend folgt, Omelette wird versprochen. So finden wir bereits am zweiten Tag in Ruanda herzlichen Familienanschluss. „Nein, am 5. Mai sind wir schon außer Landes“, nicht imstande, den 90zigsten der vitalen Großmutter mitzufeiern. Eine sympathische Familie. Der Mann stellt uns seine Frau als „exceptionnelle“ vor. Das große Ziel der Eltern: „Die Kinder sollen eine sehr gute Ausbildung oder ein Studium abgeschlossen haben, bevor sie selbst eine Familie gründen.“

Unter dem afrikanischen Sternenhimmel spazieren wir zurück ins Hotel, von der Familie gastfreundlich von Tür zu Tür eskortiert. „Ruanda ist sicher, als Frau kann ich mich 24 Stunden täglich allein auf der Straße bewegen“, versichert uns Rose. Trotz alledem zucken wir merklich. Denn zahlreiche Lastwagen donnern vorbei. Die Straße verbindet Ruanda mit Tansanias Häfen, eine Rennbahn für Import- und Exportgeschäfte. Sicher war es gut, dass vor dem Verlassen des gastlichen Hauses Vater, Mutter und Kinder beim Abschied ein Gebet für uns sprachen.