Schnurgerade verläuft die schmale Schneise durch den Regenwald. Die einstige Verkehrsader zwischen den Maya- Niederlassungen von Cobá und Chichén Itzá ist geteert und wenig befahren. Eigentlich eine ideale Fahrradstrecke, schon in 20 km haben wir das Naturreservat mit dem Taxi erreicht. Öffentliche Verkehrsmittel fahren die gering besiedelte Gegend nicht an.
Seit 2002 verwaltet eine Kooperative der Mayas das 5000 ha große Gebiet. 23 Familien teilen sich die Einnahmen. Durch das „Haus der Spinnenaffen und des Jaguars“ (Otoch Ma´ax Yetel Kooh) führt uns der achtzehnjährige Luis aus dem Dorf, um uns die Tier- und Pflanzenwelt zu erläutern, aber auch Traditionen der Maya näher zu bringen.
Flinke Spinnenaffen flitzen über die hohen Baumwipfel und halten zu den Menschen gehörig Abstand. Die Population wächst. Die Affen erreichen ein Lebensalter von bis zu 25 Jahren und ernähren sich ausschließlich vegetarisch von Früchten. Über ihre Feinde erfahren wir nichts, bei den frühen Maya standen sie noch auf der Speisekarte. Heute trägt jeder der Affen einen Eigennamen, die Tierforschenden bei der Unterscheidung helfen.
Wunderbar ist es, durch den dichten grünen Wald zu laufen, die hohen Bäume zu bestaunen. Manche sind durch die zahlreichen Hurrikans in der Region in die Quere gekommen. Der Hurrikan Vilma im Herbst 2005 ist in schrecklicher Erinnerung geblieben. Der Klimawandel hat ohnehin die Regen- und Trockenzeiten auf Yucatán verrückt. Regnete es im Oktober 2018 bislang nur wenig, fiel in vergangenen Trockenzeiten plötzlich das Nass vom Himmel. Die Pflanzen zeigen sich in ihrem Biorhythmus irritiert, Früchte reifen zu ungewöhnlichen Zeiten.
Das kleine Paradies des sanften Tourismus an der Punta Laguna gelegen kämpft. Seit vier Jahren versucht ein Investor, das Terrain aufzukaufen, um einen großen Hotelkomplex am See zu errichten. Den Menschen, die seit Generationen hier leben, ringen um Rechtsansprüche. Das Katastersystem funktioniert
nicht. Der juristische Streit bürdet der Kooperative hohe Kosten auf.
Über dem Frieden liegt Spannung. Nur die Kaimane im See schlafen ahnungslos am Tag. Auf Luis Vorschlag, ein Bad zu nehmen, gehen wir
lieber nicht ein.
Auf dem Rückweg streifen wir durch eine Maya- Siedlung. Eintritt wird nicht erhoben, Trinkgeld ist willkommen. Wir spenden gerne für den ethnologischen Crash-Kurs. Ein Garten voller Heilpflanzen, Kunsthandwerkliches, selbstgebaute Musikinstrumente, ein Maya-Altar im Außenbereich sowie zum Kontrast Insignien des praktizierten Katholizismus breiten sich vor uns aus.
Man lädt uns in ein Wohnhaus mit Palmdach zum Imbiss ein. Drinnen lodert ein Holzfeuer, der aufsteigende Ruß stabilisiere das Dach und wehre Schlangen, Insekten und Ungeziefer ab. Die angepasste traditionelle Bauweise sei absolut vorausschauend und jedem Steinhaus überlegen. Luftdurchlässige Ritzen an den Seitenwänden sichern die Holzhütten während der Tropenstürme.
Unser Versuch scheitert, mit den Frauen ins Gespräch gekommen. Angeblich sprechen alle nur Maya. Mit gesenktem Blick formt eine junge Köchin für uns den Teig. Nur zufällig erfahren wir, dass sie im Frauenfußball einen Pokal gewonnen hat. Ihr pikanter Taco schmeckt köstlich.
Auf der Zunge brennt die Frage, wie sich die Melange der freundlichen und engagierten Kulturvermittlung zu den wirtschaftlichen Zielen der Bewohner verhält. Wie leben die Menschen wohl nach Feierabend, sobald die Touristenbusse das Weite gesucht haben?
Schön, dass ihr uns teilhaben lasst an dieser tollen Reise, danke für die vielen Informationen, Bilder, Gedanken, … Weiter eine schöne Reise. Albrecht und Annerose
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