Bekannt ist, wie lebendig in Mexiko Allerseelen, der „Dia de los muertos“, gefeiert wird. Jetzt haben wir Gelegenheit, dies zu erleben.
Oaxaca ist schon Tage zuvor festlich geschmückt. Wir stoßen auf bunte Altäre an öffentlichen Plätzen wie in privaten Wohnungen. Vieles wirkt für uns bizarr und skurril: Totenköpfe und Särge aus Marzipan und Schokolade, bunt verzierte Schädel aus Zucker, Gerippe aus mandelbespicktem Backwerk und Puppen mit Totenmasken aus Pappmache.
Insbesondere die jungen Leute freuen sich auf die „Comparsa“, den großen Umzug, der eher einem Fastnachtsumzug in Mainz gleicht. Die Einheimischen, aber auch viele Touristen maskieren sich, eine laute Kapelle begleitet den Festumzug. Voran schreitet jeweils eine Person, die peitschenschwingend den Weg frei macht, den herandrängelnde Schaulustige oft versperren.
Rebecca und Cecilia, im Alter von Anfang 20 kündigen freudestrahlend an, dass der Umzug die ganze Nacht durchgehe und Anwohnende die tanzseligen Gruppen mit Essen und reichlich Mezcal versorgten, dem Agavenschnaps. „Ihr könnt gerne mitkommen, Taxis gibt es in der Nacht allerdings keine, falls ihr zuvor zurückkehren möchtet.“ Wir lehnen lieber ab.
„Akzeptiere es, du stirbst um zu leben!“ lautet das Leitmotiv der bunten und farbenfrohen Umzugsgesellschaft in diesem Jahr, der für uns doch etwas befremdlich klingt. Für die Mexikaner_innen hat das Spektakel nichts Makabres. Der Umzug, die bunt geschmückten Altäre, Masken und Kostüme wirken wie Ausdruck unbändiger Lebensfreude.
Gleichzeitig lebt das Fest auch von der Konvention. Ältere beklagen die Anstrengung. „Immer dieser Stress. In diesem Jahr muss ich zu fünf Familien, überall wird erwartet, dass ich mit den Toten esse. Wenn nicht, sind die Angehörigen sehr traurig, wirklich enttäuscht. Am Ende legen wir alle an Gewicht zu von der vielen Schokolade, dem kalorienreichen Essen“, erklärt uns eine Nachbarin.
Die Blume- in Deutschland als Tagetes bekannt – leuchtet orange. Sie schmückt die überbordenden Gräber und Altäre. „Tote können Farben sehen“, heißt es. „Früher wurden sie direkt am Haus, nahe bei den Angehörigen beerdigt wie die Nabelschnüre der Neugeborenen. Heute wissen wir, dass die Verstorbenen vom Friedhof in die Stadt zurückkommen und sich an den Farben erfreuen.“
Einen Höhepunkt bildet der Gang zum Friedhof, genannt Pantheon, mit Blumen, Kerzen, Tortilla, Totenbrot und den Lieblingsspeisen der Verstorbenen. Schließlich soll es den lieben Anverwandten in dieser Nacht an nichts fehlen. Auch Musiker stehen bereit, bedeutsame Lieder der Geehrten gegen ein kleines Entgelt erklingen zu lassen. Straßenkünstler stellen ihre Kunstwerke aus.
Während wir Europäer glauben, uns durch Arbeit, Geld und Hygiene vor dem Tod zu schützen, hat der Tod in der mexikanischen Gesellschaft eine gänzlich andere Bedeutung. Der Schriftsteller Octavio Paz schrieb dazu: „Wenn wir nachts eine Fiesta feiern, sind Leben und Tod eins. Der Tod ist, wenn er tiefgründig und vollkommen ist, auch ein Kult des Lebens. Beide sind untrennbar. Eine Kultur, die den Tod verleugnet, verleugnet auch das Leben.“
Das Totenfest hat im Süden Mexikos eine besondere Tradition. Es zeigt sich wild, bunt und anarchisch, wobei sich katholische Riten, Volksfrömmigkeit mit Halloween- Elementen, indigene Traditionspflege und eine zunehmende Kommerzialisierung vermischen.
Für uns ist es eine große Ehre, am Fest der Familie Castillo teilzuhaben. Wie immer wird viel gescherzt und gelacht- und da es in der Nacht heftig geregnet hat, wird das Picknick auf dem Friedhof am Grab des Vaters am Morgen nachgeholt.
Ihr Lieben,
toll sind Eure Kommentare und Bilder und danke, dass Ihr sie hier zur Verfügung stellt.
Besonders haben mich diese Bilder aus Mexico beeindruckt und dass die kleine Tagetes hier eine so wichtige Pflanze ist…irre, wie Leben und Tod dort gesehen werden.Gefällt mir!
In Bodi steht noch alles und der Herbst zeigt sich hier in seinen schönsten Farben.
Weiterhin gute und sichere Reise und viele spannende Erfahrungen wünscht euch
Eure Sabine
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